Wie alles begann

Meine Geschichte die ich erzählen und fühlen durfte

04.05.2025

Es war ein grauer Morgen, als ich durch die Straßen meines Ortes schlenderte. 

Die Wolken hingen tief und schwer am Himmel, fast so schwer wie die Gedanken der Menschen um mich herum. Ich sah sie – diese Gesichter, die in einer ständigen Flut von Worten gefangen waren. Sie redeten über das Wetter, über ihre Jobs, über das letzte Fußballspiel. Aber hinter den freundlichen Masken und flüchtigen Lächeln verbarg sich eine andere Realität: innerer Konflikt.

Ich kann es spüren. Es ist wie ein leises Murmeln zwischen den Zeilen ihrer Gespräche; eine Unruhe im Unterton ihrer Stimmen. Viele sprechen von Freiheit und Glück, doch in ihren Augen blitzt oft etwas anderes auf – Zweifel oder vielleicht sogar Angst. Sie glauben an Ideale, die sie selbst nicht leben können, verteidigen Überzeugungen ohne wirklich zu begreifen, was dahintersteckt.

Ein Mann neben mir erzählt seinem Freund begeistert von einem neuen Jobangebot – "Das wird mein Durchbruch!", ruft er mit einer Stimme voller Enthusiasmus. Doch während er spricht, bemerke ich einen Schatten auf seinem Gesicht: Er zögert bei jedem Wort und seine Hände fassen nervös an den Kragen seines Hemdes. In diesem Moment erkenne ich ihn nicht als den selbstbewussten Karrieristen aus seinen eigenen Worten; vielmehr sehe ich einen Menschen voller Unsicherheiten und Fragen.

Ich frage mich oft: Was treibt uns dazu an zu sprechen, wenn wir nicht fühlen? Warum verteidigen wir Ideen oder Meinungen aus Angst vor dem Urteil anderer? Vielleicht liegt es daran, dass wir gelernt haben zu funktionieren – dass es einfacher ist zu reden als wahrhaftig zuzuhören oder gar uns selbst ehrlich ins Gesicht zu sehen.

Als ich weiter gehe und die Stimmen um mich herum verschwommen sind in meinem Kopf, fühle ich plötzlich ein Bedürfnis aufzustehen für all diejenigen Seelen da draußen – für all jene Menschen wie der Mann neben mir. Ich möchte ihnen zurufen: "Hört auf euch zu verstellen! Lasst eure wahren Gefühle ans Licht kommen!" Doch meine Stimme bleibt stumm; stattdessen bin ich nur ein stiller Beobachter dieser Menschheit im Zwiespalt.

Die größte Herausforderung scheint darin zu bestehen herauszufinden: Wer sind wir wirklich? Und wer wollen wir sein? Wir tragen Masken des Erfolgs oder der Zufriedenheit vor unseren Mitmenschen zur Schau – doch hinter diesen Masken finden sich Ängste und Sehnsüchte verborgen in den Schatten unseres Inneren.

Am Ende des Tages kehre ich nach Hause zurück mit einem Gefühl der Melancholie aber auch Hoffnung zugleich. Vielleicht gibt es einen Weg für uns alle aus diesem Dilemma herauszukommen; vielleicht müssen wir einfach lernen zuzuhören — sowohl uns selbst als auch anderen — um schließlich unsere wahren Stimmen finden zu können unter dem Lärm unserer Gedanken und Worte.

Ich setze meinen Spaziergang fort, während die Melancholie wie ein Schatten über mir schwebt, und beginne an die Momente zu denken, in denen wir uns tatsächlich öffnen. Diese flüchtigen Augenblicke der Ehrlichkeit, in denen das echte Ich durchbricht und wir Fehler und Ängste ohne Vorurteile teilen können. Es ist, als würden wir für einen kurzen Atemzug die Masken ablegen und uns gegenseitig sehen – roh, verletzlich und menschlich. Vielleicht findet sich in der Schwäche eine Stärke, von der wir nichts wussten. Ich erinnere mich an eine Freundin, die in einem kleinen Café- zu mir sagte: "Ich fühle mich oft wie ein Schauspieler in meinem eigenen Leben." Ihre Augen spiegelten eine Traurigkeit wider, die tiefer ging als die Worte. Während der Rest ihrer Welt weitergelaufen ist, hatte sie den Mut gefunden, ihre innere Verwirrung auszusprechen. Für einen Moment schweben wir beide in einem Raum des Verständnisses und der Akzeptanz, in dem Worte keine Leistungsansprüche oder Ideale waren, sondern nur die Wahrheit des Seins. Leider ging diese meine beste Freundin viel zu früh zurück ins Jenseits , von dem sie mich manchmal noch sehr insperiert und berührt und ich mich freue das das ich sie wahrnehmen darf.

Ich frage mich, ob die anderen so etwas erleben können – diese kostbaren Augenblicke im Alltag, wo das Licht durch das Dunkel bricht und wir nicht mehr aus Angst agieren müssen, sondern aus dem Bedürfnis heraus zu verbinden. Vielleicht sind wir alle auf der Suche nach diesen Verbindungspunkten; den Plätzen, wo wir uns sicher genug fühlen können, um Verletzlichkeit zu zeigen. Inmitten des alltäglichen In Gesprächen schleicht sich eine Erkenntnis an: Das echte Leben findet nicht im Lärm des Erfolgs statt, sondern in den leisen Dialogen unter uns. "Was haltet ihr von mir?", fragen wir oft unbewusst. Aber viel wichtiger scheint die Frage zu sein: "Was halte ich von mir selbst ?"

Es wird meinem Denken klar, dass es Mut erfordert, diese eigene Unsicherheit zu umarmen und die Furcht beiseite zu schieben. Es braucht Anstrengung, das Geplapper um uns herum zum Schweigen zu bringen und auf das zu hören, was wirklich zählt – unsere innersten Gedanken und Gefühle. Wenn wir lernen könnten, in diesem Zustand des Hörens zu verweilen, könnten wir vielleicht mehr als nur Oberflächliches erreichen; wir könnten uns geborgen fühlen im Wissen um unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede. So setzt ein neuer Gedanke ein: Ich möchte meinen Teil dazu beitragen! Vielleicht kann ich durch meine Kunst einen Raum schaffen – ein sicherer Hafen für jene Seelen da draußen, die Schwierigkeiten haben, ihre eigene Stimme zu finden. Indem ich aus dem Inneren heraus zeichne, hoffe ich nicht nur meine eigene Reise festzuhalten, sondern auch die Geschichten derer zu erzählen, die keinen Ausdruck für ihre Empfindungen finden können.

Diese Einladung zur Ehrfurcht vor dem Verborgenen zieht mich an; vielleicht ist es nicht nur ein Bedürfnis nach Sichtbarkeit für andere Seelen – es ist auch ein Anruf an uns selbst. Ein Drang zur Authentizität durch jede Linie meines Stifts. Es gibt die Möglichkeit einer Transformation – einen Weg aus der herrschenden Verzweiflung hin zu einem neugestalteten Verständnis von Menschlichkeit. Umarmt von dieser nachdenklichen Hoffnung gehe ich weiter durch die Straßen; bereit zuzuhören und vielleicht auch ein wenig Licht in die Schatten zu bringen.

Eure Sharon Soma

Meine Erfahrungen